Mittwoch, 2. Januar 2008

Das Schweigen im Walde

Rechts und Links säumen hohe kahle Bäume den Weg, der Abend bricht herein, der Himmel ist durchgehend hellweiß bewölkt und schimmert rötlich, dichter Schneeregen fällt und einige Flocken beenden ihren Flug von hoch oben in den Wolken auf meiner Haut und erzeugen ein nicht unangenehmes Gefühl zwischen angenehmer Abkühlung und sanftem Wohlbehagen. Schritt um Schritt lauf ich durchs Dunkel, mein Puls ist spürbar, die Atmung gehetzt. Ruhe umgibt mich trotzdem, fern und surreal die Klänge von der nebenan pulsierenden Stadt. Völlige gedankliche Entspannung - für einen Moment existiert keine einen umklammernde Fremdbestimmung des Alltags. Man fixiert sich auf das Wesentliche, Elementarstes wie körperliche Belastung in Form von gleichmäßiger, rhythmischer und monotoner Bewegung und dabei wird einem bewusst, in welcher Monotonie, Gleichmäßigkeit und Einfachheit ein jeder sein Leben bestreitet. Das Leben, dessen Sinn es ist, einfach zu Leben und irgendwann zu sterben und in diesem Zeitraum größtmögliche persönliche Erfüllung zu erreichen. An für sich beneidenswert, wenn man ein Mensch ist, der sich schnell im Klaren ist darüber, was er erreichen will, was seine Bestimmung ist und was ihn erfüllt. Je „einfacher“ man lebt, je klarer die Ziele sind, je klarer die zu bewältigenden Aufgaben, desto eher erreicht man ein erfülltes Leben. Seinem Leben eine positive Einfachheit zu geben, Einfachheit nicht im Sinne von Primitivität, sondern einer Prägung des Lebens von klaren Vorstellungen.
Wenn man sich intensiv Gedanken macht über sein Existieren zwischen Geburt und Tod, über das warum und wie, dann hat man vielleicht schon nicht den einfachsten Weg gewählt, nicht den elementarsten und klar strukturiertesten, sondern einen von Grübeln, Abschweifen, Ausschweifen und Austesten geprägten. Ein Leben geprägt von Erfahrungen im sowohl physischen als auch psychischen Grenzbereich, voller Erfahrungen, die man nicht oder nur schwierig mit anderen Menschen teilen kann, die daran nicht teilhaben bzw. teilhaben können. Sich verlieren in der Weite des Lebens, hinterfragen von scheinbar unumstößlichen Prinzipien, sich selbst genauso intensiv analysieren wie seine Umwelt. Warum Melancholie als Traurigkeit auffassen, wenn man Melancholie als Spiegel seiner Seele und Einblick ins Menschsein genießen kann...

Der Boden knirscht unter den Füßen, der Schneeregen hat sich verflüchtigt zu einem vereinzeltem Tröpfeln, der Wald dampft, der Körper ächzt. Warmes orangenes Licht hüllt die auftauchenden Häuser, Straßen und Menschen ein. Die Stadt hat meinen Körper wieder – meine Gedanken laufen noch eine gewisse Zeit durch die ruhige, dunkle und schöne Abgeschiedenheit des Waldes, bis auch sie wieder in die Umklammerung des Alltags und der Gesellschaft eintauchen.

SHALLOW AND PROFOUND

Nous sommes toujours seuls avec nôtre solitude.

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